Foto: Kosmos Energy ist in der Westsahara nicht willkommen. Wenn seine Vertreter in dieser Woche hier auftreten, werden sie mit Sicherheit keine Protest-Demonstrationen zu Gesicht bekommen; denn ein Demonstrations- und Versammlungsrecht gibt es unter marokkanischer Besatzung nicht: Diese Kundgebung in Bajador (Boujdour) fand in geschlossenen Räumen statt.Es wird berichtet, dass in der letzten Mai-Woche zwei US-Vertreter von
Kosmos Energy – einer von ihnen wurde „John“ genannt – El Aiún (Laayoune), Bajador (Boujdour) und Dakhla besucht haben. Während dieser Reise wurden ihnen von der marokkanischen Besatzungsverwaltung Listen von „Vereinen“ überreicht, die die Zivilgesellschaft des Gebietes repräsentieren würden.
Nach Informationen von
WSRW werden schon an diesem Wochenende hochrangige Vertreter des Unternehmens in Rabat erwartet. In den nachfolgenden Tagen wird die Delegation in die besetzte Westsahara reisen, wahrscheinlich um genau mit den „Vereinen“ herumzumachen, die die marokkanische Besatzungsverwaltung für sie im Mai ausgesucht hat.
WSRW verurteilt das Vorhaben von
Kosmos Energy, unter marokkanischer Besatzung in der Westsahara nach Öl zu bohren und den Schwindel mit diesem „Konsultationsprozess“.
„
Kosmos Energys aggressives Vorgehen, in der von Marokko besetzten Westsahara als erstes Unternehmen nach Öl zu bohren, untergräbt schwerwiegend die Friedensbemühungen der Vereinten Nationen und verletzt in grober Weise das Völkerrecht“, so Erik Hagen, Vorstandssprecher von
Western Sahara Resource Watch (WSRW).
„Es gibt keinerlei Anlass für
Kosmos, die Zustimmung für die Firmenaktivitäten ausgerechnet von Gruppen einzuholen, die als Marionetten der marokkanischen Besatzungsverwaltung von eben dieser Verwaltung benannt worden sind.
Kosmos muss auf die Stimmen hören, die wirklich die saharauische Bevölkerung repräsentieren. Das völlige Versagen des Unternehmens dem Völkerrecht Folge zu leisten, bringt die Menschen in der besetzten Westsahara in große Gefahr; denn die einzige Möglichkeit ist, die ihnen jetzt noch bleibt, ihre eigene Sicherheit zu gefährden, wenn sie ihre legitimen Rechte einfordern“, fügte Erik Hagen hinzu.
Wie die Rechtsabteilung der Vereinten Nationen bereits festgestellt hatte,
stellen anhaltende Öl-Suche-Aktivitäten in der Westsahara eine Verletzung des Völkerrechts dar, wenn die Menschen dem nicht zustimmen. Marokko verbietet alle zivilgesellschaftlichen Organisationen, die in Übereinstimmung mit über 100 Resolutionen der Vereinten Nationen, das Selbstbestimmungsrecht in diesem fremd-verwalteten Gebiet einfordern. Dass Marokko solche Organisationen nicht zulässt, wurde 2012 im
Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen schwarz auf weiß dokumentiert. Unter diesen Voraussetzungen wäre es für
Kosmos gar nicht möglich, die Zustimmung irgendeiner eingetragenen Organisation aus den besetzten Gebieten einzuholen. Da bleiben
Kosmos nur noch die von den marokkanischen Besatzern kontrollierten und benannten Mogel-Gruppen. Die Eingaben der saharauischen Exilregierung wurden von dem Unternehmen geflissentlich ignoriert.
Es gibt immer mehr Demonstrationen in der Westsahara gegen
Kosmos. Da solche Demonstrationen verboten sind, äußert sich die Anti-
Kosmos-Einstellung in der saharauischen Bevölkerung in letzter Zeit vor allem darin, dass Einzelpersonen mit Protest-Transparenten in die Öffentlichkeit treten. Lesen Sie die Berichte einer solchen „Ein-Mann-Demonstration“ wie von dem Leiter eines Behindertenzentrums,
Sidi Mohamed Aloaut, der von der marokkanischen Polizei mit Rasierklingen angegriffen wurde, oder der 18-jährigen
Elfayda Kayya, die von einer Gruppe marokkanischer Polizisten verprügelt wurde, als sie versuchte, eine Gruppe von Frauen zu filmen, die mit einem Transparent gegen die
Kosmos – Aktivitäten protestieren wollten. Alle derartigen Demonstrationen wurden von der marokkanischen Polizei innerhalb von 30 Sekunden aufgelöst.
WSRW konnte bisher noch nie vernehmen, dass
Kosmos jemals Kontakt zu einer einzigen zivilgesellschaftlichen Gruppierung der Westsahara, die für das Selbstbestimmungsrecht in diesem fremd-verwalteten Gebiet eintritt, aufgenommen hätte.